Schulze Althoff
Familie In Westfalen

Bombenbilder !

Literaturhinweis in memoriam unseres Onkels Dr Heinrich Börsting

Thomas Flammer/Hubert Wolf (Hrsg.):
Münster im Krieg – Bombenbilder 1943-45 von Heinrich Börsting
Agenda-Verlag Münster
ISBN 3-89688-254-6 | 125 Seiten | 2005 | Preis: 24,80 Euro
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Der Priester und Historiker Dr. phil. Heinrich Börsting (1900–1969) war der erste Archivar der Diözese Münster. Im Auftrag Bischof von Galens hielt er von Oktober 1943 bis April 1945 mit seiner Leica die Zerstörungen an den Kirchen der Stadt fest. Börsting fotografierte unmittelbar nach den Bombardements, unter persönlicher Lebensgefahr, mit professionellem Wagemut und missachtete dabei oft die Grenzen seiner NS-behördlichen Fotografiererlaubnis. So sind die Bilder Zeugnisse seines Pflichtbewusstseins der Nachwelt gegenüber und Ausdruck stummer, heilloser Klage in der Katastrophe. Bilder von unglaublicher Nähe. Die Berichte von münsterschen Zeitzeugen stehen in direktem Zusammenhang.
Zufällig sind diese Dokumente des totalen Krieges jetzt – 60 Jahre danach – wieder aufgetaucht. Sie werden in diesem Band erstmals veröffentlicht.

Die Herausgeber: Thomas Flammer, Jg. 1975, Dipl. Theologe, wissenschaftlicher Leiter des Instituts für die Geschichte des Bistums Münster und Prof.Dr. Hubert Wolf, Jg. 1959, Direktor des Seminars für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster, Träger des Leibniz-Preises 2003 und des Communicator-Preises 2004 der DFG.

 

Bisher unveröffentlichte Fotos präsentiert (v.l.) Thomas Flammer, Karl Schulze Althoff und Bernard Schneeberger vom Agenda-Verlag.

Vorwort der Herausgeber

Der Fotograf im Priesterrock steht am südlichen Eingang des zerstörten Doms. Er blickt zum Bischofshaus und sieht etwas, das er gar nicht sehen dürfte: den Turm der Überwasserkirche. Denn vom Bischöflichen Palais ist nicht mehr übrig als ein Trümmerhaufen: Eine bedrückende und faszinierende Perspektive zugleich.

Als wir kurz nach Eröffnung des „Institutes für die Geschichte des Bistums Münster“ im Dezember 2004 die Bilder, die Heinrich Börsting in den Jahren 1943 bis 1945 von der Bischofsstadt gemacht hatte, von seinem Neffen, Karl Schulze Althoff, das erste Mal gezeigt bekamen, waren wir sprachlos: Bilder in einer unglaublichen Eindringlichkeit und in einer einmaligen Intensität. Umso erstaunlicher ist, dass die Fotos des ehemaligen Diözesanarchivars bis auf wenige Ausnahmen bislang nicht nur nicht veröffentlicht, sonder sogar unbekannt geblieben sind. Eine mögliche Erklärung dafür dürfte in der Person Heinrich Börstings selbst liegen. Einem alten traditionsbewussten Bauerngeschlecht entstammend, charakterisierte der Historiker Alois Schröer Börsting als „stammesbewusst, eigenwillig, leicht verwundbar und unnachgiebig bis zur Kompromisslosigkeit“. Vielleicht nicht zuletzt deshalb überwarf er sich Anfang der 40er Jahre mit Bischof von Galen, der fortan Bilder einer anderen Fotografin bevorzugte. Dies führte letztlich dazu, dass Börsting seinen Fotoschatz – Bestehend aus einigen tausend Negativen – achtlos im Schreibtisch seiner Dunkelkammer liegen liess.
Er war zutiefst darüber enttäuscht, dass keines seiner Bilder vom zerstörten Dom „gut genug für die Bildergalerie hinten im Dom“ war.
Nur durch die Umsicht seines Neffen konnten die Fotos nach dem Tod Börstings im Jahr 1969 beim Entrümpeln vor einer endgültigen „Entsorgung“ gerettet werden.

Die Aufnahmen des vorliegenden Bandes dokumentieren die Zerstörung Münsters im Zeitraum vom 10. Oktober 1943 bis zum April 1945. Bislang waren zumeist nur Aufnahmen aus der unmittelbaren Nachkriegszeit bekannt. Das besondere an den Bildern ist ihre zeitliche Nähe zum jeweiligen Angriff: Heinrich Börsting versuchte mit seiner Leica teilweise noch während des Fliegeralarms die verheerenden Wirkungen der Bomben festzuhalten. Dabei ging der gehbehinderte Mann nicht unerhebliche Risiken ein, zumal das nicht autorisierte Fotografieren während des Dritten Reichs verboten war.

Um die Fotos selbst sprechen zu lassen und ihre besondere Qualität zu unterstreichen, wurden sie bewusst nur mit den notwendigsten Kommentaren versehen. Viele der Bildunterschriften und begleitenden Texte stammen zudem aus zeitgenössischen Berichten oder Chroniken. So ist ein Bildband entstanden, der die Betrachter zurückversetzt in eine Zeit, die sich heute viele schon fast nicht mehr vorstellen können. Wer die Bilder Börstings betrachtet, der wird eine Vorstellung bekommen – vom Grauen des Bombenkrieges, von den Folgen der Zerstörung, aber letztlich auch von den Leistungen des Wiederaufbaus.

Ohne die unkomplizierte Zusammenarbeit und das grosse Engagement Vieler hätte dieser Band in so kurzer Zeit nicht entstehen können.
Allen voran ist Karl Schulze Althoff zu danken, der uns die hier veröffentlichten Bilder anvertraute und zwischenzeitlich die Fotosammlung Börsting dem Bistumsarchiv Münster übergeben hat. So werden Fotos aus seiner Kamera, deren Herkunft bislang unbekannt war, diesem in Zukunft eindeutig als Urheber zugeschrieben werden können. Digitalisierung und Bildbearbeitung übernahmen Odo Mayer (Stuttgart), Stefan Jahn und Jacek Wozniczka (beide Münster). Sehr angenehm gestaltete sich die Zusammenarbeit mit dem Bistumsarchiv Münster, mit Gottfried Minkenberg, Dr.Horst Ruth und Barbara Steinberg. Wichtige Hinweise gaben Prof.DDr.Thomas Sternberg (Akademie Franz-Hitze-Haus), Dr.Jürgen Krause (Westfälisches Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte), Dr.Markus Köster (Landesmedienzentrum Westfalen), Ingrid Lueb (Münster), Bischof Dr.Reinhard Lettmann, Generalvikar Norbert Kleyboldt und Hans Bernd Serries (Collegium Borromaeum). Für die Mithilfe bei der Texterfassung und Korrektur ist Elke Surmann, Regina Schlenke, Sandra Müller und Katharina Ost zu danken. Auch ist die gute Kooperation mit dem agenda Verlag, namentlich Dr.Bernhard Schneeberger, hervorzuheben. Nicht zuletzt konnte die Drucklegung aus Mitteln des Bistums Münster und des Gottfried Wilhelm-Leibnitz-Preises unterstützt werden.

Münster, im Mai 2005, 1200 Jahre nach Gründung des Bistums und 60 Jahre nach Kriegsende
Thomas Flammer – Hubert Wolf


Heinrich Börsting
3. Juli 1900 - 9. Januar 1969

Das bischöfliche Palais war bis auf die Grundmauern eingestürzt und gab den Blick auf die Überwasserkirche frei.

Das Taufbecken war von der Wucht der Detonationen auseinander gerissen worden.

Der Chorraum von St. Lamberti kurz nach dem Einsturz des Gewölbes am 10. Oktober 1943.

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